Der unsichtbare Draht im Gedankentheater


Glauben ist kein extra Gedanke. Das ist ein Phänomen, das viele Erwachte nicht wahrhaben wollen.

Der Mensch erlebt jeden seiner Gedanken als "wahr", als "Realität" weil unmittelbar eine Identifikation damit geschieht. Die Identifikation mit einem Gedanken (Die Identifikation mit dem "Ich" im Gedanken) , und der Glaube an einen Gedanken ist dasselbe - es ist nur ein anderes Wort, für ein und dasselbe Phänomen. Beides ist nicht aktiv beeinflussbar.

Lieber Leser, Ihre Gedanken sind  wie ein Theaterstück, das auf einer Bühne aufgeführt wird.


Sie sitzen im Zuschauerraum und ohne es zu wissen, erleben Sie das Bühnenstück als real und wahr. Hinter der Bühne, unsichtbar, geht ein Draht von der Decke bis zum Boden.

Jetzt ist es so eingerichtet, dass Sie das Theaterstück solange für wahr halten, solange dieser Draht noch Verbindung hat. Sie können zwar im Nachhinein erkennen, (wie z.B. hier durch diesen Text) dass das Theaterstück in Wahrheit nicht real war, aber das beeinflusst ihre empfundene Realität beim Denken nicht. Denn der unsichtbare Draht im Hintergrund ist weiterhin während des Denkens intakt.

Der Glaube ist kein extra Gedanke. Viele denken es wäre so, aber es stimmt nicht. Nehmen wir an, Sie glauben, dass man Kinder von Gewaltfilmen weghalten sollte. Das ist zunächst ein Gedanke, aber die Tatsache, dass Sie an den Gedanken GLAUBEN, das ist kein extra Gedanke. Der Gedanke "Kinder sollten keine Gewaltfilme sehen" passiert und gleichzeitig, ohne Kontrollmöglichkeit, glauben Sie daran. Das ist der unsichtbare Draht.

Es gibt keine Möglichkeit seinen Gedanken nicht zu glauben. Es ist nämlich nicht so, dass es irgendjemand gibt, der einem Gedanken NICHT glauben würde, sondern er hat einfach einen NEUEN Gedanken, der den alten ersetzt (Z.B, "Der Gedanke  hat keine Bedeutung"), dem er unmittelbar wieder glaubt.

Ihre Gedanken (das Theaterstück) können Sie lediglich als Erinnerung nachverfolgen (sobald Sie aus dem Gedankenstrom aufgetaucht sind), aber diesen unsichtbaren Draht können Sie nicht erkennen. Er ist nicht Teil des Theaterstücks, an ihn kann man sich nicht "erinnern", er ist nicht fassbar, er ist kein Gedanke, er kann durch keine Sinneswahrnehmung, durch keine Aufmerksamkeit identifiziert werden. Dennoch ist er da. 

Doch eines Tages bricht der Draht. Dieser Moment, ist der Moment des Glücksdurchbruchs. Es ist eine Gnade, man kann es nicht machen. 

 

Verwandter Artikel: 
So etwas wie Glaube gibt es nicht
 
Sie können ihre Gedanken nicht beobachten, Sie können sie nur erinnern.
 
Zeitgleich eigene Gedanken beobachten ist unmöglich

Das Gleichnis vom Schmetterling und der Raupe

 

Letztes Update: 22. Februar 2016


Kommentare
AliK Mustafa
15.10.2015
Sie sagen Erleuchtung kann nicht gemacht werden, sondern ist eine Gnade. Intuitiv würde ich Ihnen zustimmen. Aber die Wahrscheinlichkeit wird größer durch regelmäßige Meditation oder? Ich hatte bisher keinen Zugang zu spirituellen Kreisen, kann daher nicht beurteilen ob es ein Häufiges Phänomen ist. Trifft man Häufig auf solche Menschen oder sind es wirklich nur die paar Prominenten? Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar. Lg
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Matthias Pöhm
17.10.2015
Ja, auch ich glaube, dass die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, indem man sich intensiv damit beschäftigt oder meditiert.
Es gibt mehr Erleuchtete als man gemeinhin denkt. Hier im Blog finden Sie eine Liste erleuchteter Menschen. Gehen Sie im Menü auf "Blog" --> "Alle Artikel über Erleuchtete" --> "Liste erleuchteter Menschen"
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Olivier Schaerer
29.12.2015
Früher hatte ich das Gefühl durch intensive spirituelle Arbeit (Meditation) schneller meine wahre Natur zu erkennen. Ich habe mich abgemüht, war zeitweise verzweifelt dann auch mal wieder enttäuscht, dass es noch nicht geschehen ist. Ein Teil von mir möchte noch immer erleuchtet werden und hofft das Ziel irgendwann zu erreichen. Ein Teil in mir kann aber jeden Tag mehr und mehr aufgeben, das erleuchtet-werden-wollen loslassen ohne dem Ziel hinten nachzurennen und einfach sein, einfach hier und jetzt. Da ich wahrscheinlich ohnehin nichts tun kann, vereinfache ich alles und geniesse einfach der Moment im Sein, präsent im hier und jetzt mit täglich mehr und mehr Frieden. Für mich ist der Gradmesser nicht mehr erleuchtet zu werden, sondern wie viel Frieden ich in mir fühlen kann.
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Matthias Pöhm
22.02.2016
Sie sind mit Ihrer Einstellung, das Ziel Erleuchtung aufzugeben, auf der Linie vieler Erleuchteter, die das als angebliche Bedingung für Erleuchtung nennen. Früher hab ich das ehrfürchtig geglaubt. Inzwischen bin ich anderer Ansicht. Mein Beruf ist Reden und mit Worten spielen.
Ein Erleuchteter erzählte mir kürzlich den Moment seiner Erleuchtung: Er sass vor dem Spiegel, schaute sich eine halbe Stunde an und sagte "Ich gebe alles auf, die Erleuchtung alles– selbst den Tod nehm ich in Kauf" und dann ist ihm der Durchbruch passiert. Aber, alles aufgeben für Was? Im Eintausch gegen was?
Für "Wahrheit"?, für "Sein"?, für "Erkenntnis"? für "Stille", Für "DAS", für "Freiheit"? "Für "Frieden"… was auch immer der Begriff ist, es ist lediglich ein Begriff, ein Etikett. Ein anderes Etikett für "Erleuchtung". Sie haben Erleuchtung nicht aufgegeben, sondern nur ein Etikett gewechselt. Sie können es "frei sein" nennen, oder "Erleuchtung", Sie können es "Frieden" nennen, oder "Erleuchtung", das ist völlig egal. Sie wollen "es" erleben – wie auch immer Sie es nennen.

Ich schreibe den folgenden Satz hier nicht für Sie, sondern für all die Erleuchteten, die diese Unsinns-Anweisung geben: Man muss den Wunsch nach Erleuchtung nicht aufgeben, um Erleuchtung zu erreichen. Machen Sie's meinetwegen, aber es ist nur ein Spiel mit Worten, ohne tiefere Substanz. Man muss es nicht umbenennen, um "dort" anzukommen. Das ist lediglich eines dieser vielen übernommenen und nur geglaubten Dogmen anderer Erleuchteten.
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Tom Reg
08.04.2018
Mich würde bei dieser Sache eines wirklich interessieren: müsste man Ihrer Meinung nach überhaupt irgendetwas aufgeben, um Erleuchtung herbeizuführen? Oder führt man Erleuchtung mit anderen Methoden herbei, als irgendetwas aufzugeben? Das ist eine entscheidende Frage, zu der Sie sich noch nicht geäußert haben.
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Matthias Pöhm
09.04.2018
Es gibt keine Methode, es gibt keine Bedingung um Erleuchtung zu finden. Weder meditieren, noch etwas aufgeben, noch Energiearbeit, noch die Frage "Wer bin ich"....

Eins ist trotzdem feststellbar: Leute, die auf der Suche sind und einige dieser Dinge versucht haben, haben eine höherer Wahrscheinlichkeit, es zu erleben.
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Tom Reg
02.05.2018
Also sollten alle Erleuchteten einen Disclaimer voranstellen: "Wenn ihr macht, was ich euch sage, steigert es die Wahrscheinlichkeit, wenn ihr etwas ganz anderes macht, ebenso. Nur muss es ins Themenfeld Erleuchtung passen, also seid ihr bei mir richtig. Bei allen anderen wäret ihr es allerdings auch." Damit wäre ihre "Arbeit" wieder gerechtfertigt. Mir kommt das nicht richtig vor.
Antworten
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Zurück zur Übersicht spiritueller Blog