Der Kipppunkt in der Kirchenmitgliedschaft


 

 

Es gibt ein Deichverhalten bei Hochwasser. Wenn es lang andauernde Regen gibt, dann kommt der Punkt, wo einzelne Rinnsale durch den aufgeweichten Deich dringen. Sie nehmen Tag für Tag linear zu, aber plötzlich gibt es eine Kettenreaktion, bei dem die durchbrechenden Wassermassen ruckartig zunehmen, der Deich bricht.  Diesen Moment der ruckartigen Zunahme nennt man den Kipppunkt. Den gibt es nicht nur bei einem Deichbruch.
Den Kipppunkt befürchtet man z.B. auch beim Klimawandel. Die Methanfreisetzung durch tauende Permafrostgebiete erwärmt die Umgebung, dadurch wird noch mehr Methan freigesetzt, das erwärmt wiederum noch mehr die Umgebung... plötzlich erodiert alles erdrutschartig.

Kipppunkt bedeutet: Ein System verschlechterte sich zwar bisher linear, aber plötzlich, ab einem gewissen Punkt, erodiert es lawinenartig.
So könnte es auch bald bei den christlichen Religionen in den deutschsprachigen Ländern passieren.  

Die christlichen Religionen verzeichnen seit den 70-er Jahren jedes Jahr einen konstanten Mitgliederschwund. Es gab bisher kein einziges Jahr, das eine Ausnahme bildet. Bis zum Jahr 2001 gab es durchschnittlich 0.5% Abnahme jedes Jahr. Seit 2002 sind es durchschnittlich 0.7% jährlich. Im Jahr 2017 traten 365‘000 Personen aus. 2018 erhöhten sich die Austrittszahlen auf 436‘000. Im Jahr 2019 waren es gar 543'000. 2020 ging es, Coronabedingt, auf 441'000 zurück. im Jahr 2021 waren es, neuer Rekord, 639'000. Im Jahr 2022 waren es, neuer Rekord, 903'000. 

Selbst in den religiös geprägten USA und Polen geht der Anteil an Gläubigen Jahr für Jahr unablässig zurück.

Deutschland hatte 1990 noch 72% der Bevölkerung als Kirchenmitglieder. Derzeit 2022 (**) sind es nur noch 47.5 %. (*) Weniger als 50% der Bevölkerung gehören noch einer der grossen Kirchen an. Diese sich verstärkende Abnahme der Kirchenmitglieder könnte aber in den nächsten 4 bis 7 Jahren ebenfalls einen Kipppunkt erreichen. 

 

Die Kurve geht exponentiell nach unten

Kinder von christlichen Familien bleiben nur zum Teil auch christlich, der andere Teil wird areligiös. Wohingegen Kinder von aufgeklärten Familien jeweils fast zu 100% areligiös bleiben. Beide Gruppen haben in etwa gleich viele Kinder, das führt dazu, dass die Abnahme nicht linear sein wird, sondern sich exponentiell immer weiter nach unten verstärken wird.

Dann, bei weniger als der Hälfte der Bevölkerung, wird es auch gesellschaftlich nicht mehr tragbar sein, von Staats wegen für eine Minderheit die "Kirchensteuer" einzutreiben. Auch das verstärkt wiederum das Verlassen der Kirche. In den Schulen wird dann nicht mehr derjenige Schüler schräg angesehen, der Ethik belegt, sondern derjenige, der noch in "Reli" geht. Es wird un-cool "dort" dazuzugehören. 

All diejenigen, die heute als Mitläufer, dem Herdentrieb folgend, in den Kirchen verbleiben,  weil es halt "Tradition" ist,  und denen es einfach unangenehm ist, "Außenseiter" zu sein, kommen in Bewegung. Aus demselben Grund, wegen dem sie in der Kirche geblieben sind, wechseln sie dem Herdentrieb folgend plötzlich die Seiten. Der Kirchenangehörige ist jetzt  Aussenseiter und muss sich rechtfertigen, nicht mehr umgekehrt. Es ist bequemer beim Mainstream zu sein. Auch das verstärkt wieder das Verlassen der Kirche. 

Irgendwann brechen die Dämme, das System erodiert lawinenartig.

Ob das dann einfach nur "Mode" wird, oder ob die Menschen dann tatsächlich verstanden haben, dass Religion nur ein beliebiges Märchen ist, wie das von Odysseus und Zeus, weiss ich nicht, ich jedenfalls hielte den religiösen Kipppunkt für einen Fortschritt der Menschheit.

 

Was ist der Unterschied zwischen einer Aktienkurve und den Kirchenmitgliederzahlen?
Die Aktienkurve geht auch mal nach oben! Kirchenaustrittszahlen

 

Hier alle meine Artikel zur Religionskritik

(*) Deutschland hat 84,4 Mio Einwohner. Ende 2022 waren davon noch 40'091'000 Mitglieder einer Kirche =47.5%

(**) erst im Juli jeden Jahres, werden die neuesten Kirchenaustrittszahlen des vorangegangenen Jahres publiziert. Erst im Juli 24 erfahren wir die Zahlen für 2023

 

letztes Update: 7. März 2024


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