Treue und Angst


 

Es gibt nur eine wahre Treue: das ist die Treue zu sich selber. Wenn Sie das tun, was in Ihrer Sehnsucht ist, dann ist das immer höherwertig, als nach aussen ein Verhalten zu spielen, dass im Innern nicht wahrhaftig ist.

Treue ist ein künstliches, in der Natur nicht vorkommendes Konzept, um dieses hässliche Gefühl der Eifersucht nicht mehr empfinden zu müssen. Beim Neid wird von der Gesellschaft die Verantwortung auf denjenigen gelegt, der durch seine Gedanken IN SICH den Neid erzeugt (der Beobachter des Ferrari-Besitzers) und nicht auf den scheinbaren externen Verursacher (den Ferrari-Besitzer). Bei der Eifersucht machen wir es umgekehrt: Hier wird die Verantwortung auf den externen Verursacher gelegt - obwohl natürlich auch Eifersucht nur im Beobachter erzeugt wird, und nirgendwo anders. Denn all unsere Gefühle werden durch unsere Gedanken zu einem Ereignis erzeugt, nicht durch das Ereignis selber. Das Problem liegt, wie überall, auch hier nicht im Aussen, sondern im Innen.

Jeder der seinen Partner verändern will, liebt ihn nicht wirklich.

Jeder der Treue verlangt, will seinen Partner verändern, denn er liebt ihn nicht wie er wirklich ist, sondern nur das Phantombild, das er ihm/ihr vorspielen soll. Das ist eine Seifenoper, aber keine Liebe.

 

Wir lügen uns an, indem wir uns versichern, dass wir keine Bedürfnisse nach anderen hätten, wenn wir in einer stabilen Liebesbeziehung sind. Das ist leider eine Kulturlüge, die uns das Leben so unsagbar schwer macht. Das ist in etwa so, als wenn man sagt: "Wer einmal ein gutes Fussballspiel gesehen hat, der will nur noch dieses Spiel wieder erleben - und sonst kein anderes". Wir müssen lernen mit der Wahrheit zu leben und nicht mit den von der Gesellschaft gefütterten Wunschgedanken.

Wir versuchen mit dem widernatürlichen Konzept der Treue, dieses hässliche Gefühl der Eifersucht in den Griff zu kriegen. Gefühle werde IMMER über die kommentierenden Gedanken in uns erzeugt und niemals über ein äusseres Ereignis. Mit unserer kulturellen Angstlösung "Treue" missachten wir unsere innere Funktionsweise.

Wir können weder uns noch die Welt verändern, wenn wir uns darüber anlügen "was ist"

 

Treue ist ein Angstverhalten und kein natürlicher Drang, aber wir reden uns das Gegenteil ein! Das System funktioniert nicht. Sieht das denn keiner?

Wir denken unsere Angst und Minderwertigkeit könnten wir wegbringen, indem wir ANDERE zu einem Verhalten zwingen, damit wir UNS nicht mit unserem Selbstzweilfel und unserer mangelnden Selbstliebe konfrontieren müssen. Aber die Lösung liegt nicht darin, indem wir versuchen Andere zu ändern, sondern wir müssen uns in uns selber ändern - wir müssen anfangen uns selbst zu lieben, genau so wie wir sind, dann können wir auch die anderen genau so lieben wie sie sind.

 


Seminarbeschreibung "Der Glücksdurchbruch"
                                      Buch "Der Glücksdurchbruch"

 

Letztes Update: 23. Juni 2021

 


Kommentare
Tanja  Eberle
21.07.2019
Lieber Herr Pöhm

Im Kontext zu ihrem letzten Abschnitt oben: wir müssen anfangen uns selbst zu lieben, genau so wie wir sind, dann können wir auch die anderen genau so lieben wie sie sind.

Diesem Satz stimme ich nicht zu. Es gibt keine Selbstliebe. Das ist ein Etikett.
Beste Grüsse
Tanja
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Matthias Pöhm
21.07.2019
Da haben Sie vollkommen Recht. Diesen Blogbeitrag habe ich vor ca 10 Jahren geschrieben. Da glaubte ich noch an das Märchen: "Man muss sich nur selbst lieben, wie man ist, dann kann man auch die anderen lieben, wie sie sind".

Heute weiß ich, dass das lediglich ein Spruch ist. Ein Spruch, den ich von woanders gehört habe und (wie übrigens die die ganze Menschheit) einfach ungeprüft nachgeplappert habe.
Heute habe ich an mir erkannt, dass Selbstliebe nicht möglich ist. Denn das "Selbst", das man da lieben soll, ist eine Illusion.

Das scheinbare Selbst besteht nur aus der Vorstellung, wie ich denke, dass andere mich wahrnehmen. Nur durch diesen imaginären Fremdblick entsteht ein virtuelles Selbst. Diese Fiktion kann man nicht lieben, sie hat keine echte Existenz.

Ohne den Fremdblick gibt es kein "Selbst" und kein "Ich". Deswegen ist unser ganzes Leben darauf ausgerichtet, in den Augen der anderen jemanden darzustellen.
Deswegen wurden die Pyramiden gebaut, deswegen will man einen Partner, deswegen schreibe ich Bücher, deswegen besteigen die Menschen den Mount Everest, deswegen poste ich bei Facebook...
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Tanja  Eberle
21.07.2019
Weshalb haben das die Erleuchteten noch nicht erkannt? Weshalb schreibt keiner so deutlich und klar wie sie darüber? Ich kenne kaum ein Buch von Erleuchteten. Ausser Osho, Jack Kornfield und jetzt lese ich gerade zum ersten Mal Eckart Tolle weil es mir unter die Nase gelegt wurde. Dann lese ich ihre Kritik dazu und voila...so ist es. Punkt. Ein netter sympathischer Kerl wie er schreibt aber einiges ist einfach auch aus seiner Phantasie entstanden. Und dazu kommt, dass wenn ich ihn lese ich das Gefühl habe niederwertiger zu sein als er. Weil er sich so Allwissend liest. Das kann nur ein Ich. Das kann kein Sein.
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Tanja  Eberle
23.07.2019
Zitat aus meinem Text oben: Das kann kein Sein.

Da muss ich mir jedoch die Frage stellen: Weiss ich überhaupt was ein "Sein" ist? und gibt es einen Unterschied zwischen "Sein" und "Nichts"? Gibt es "das Sein" und "das Nichts " in getrennter Form?
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Matthias Pöhm
24.07.2019
Gute Fragen, die Sie stellen.
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Tanja  Eberle
24.07.2019
Folgendes beobachte ich an mir:

Das Sein : kann ich erdenken, erfühlen, ist mit allem verbunden, wird beschrieben als Eins-sein oder All-eins-sein, Seelenenergie?

Das Nichts: kann ich nicht denken, nicht fühlen, ist es getrennt von allem?, das Nichts kann ich nicht erfassen. In welchem Zustand bin ich also, wenn ich sage: “Ich denke nichts! oder Ich bin nichts und niemand!"?
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Tanja  Eberle
26.07.2019
Karl Renz beantwortet meine Frage in seinem Interview Sterben zu Lebzeiten: Ich habe einfach nur Todesangst vor dem Nichts. Mich an mein Sein zu klammern beruhigt mich unheimlich.

Ich möchte meinem Sein treu bleiben weil ich Todesangst habe.
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Katrin Hartung
09.01.2023
Diese Treue hier kommt mir falsch verstanden vor. Was, wenn wir für uns entscheiden, weil es sich richtig anfühlt, mit unserer Energie fokussiert bei dem einen Menschen zu bleiben, der auch körperlich mit uns verbunden ist. Das empfinde ich als Verschmelzung der Energien. - Wir dürfen keine Forderungen an unseren Partner stellen aber sollten und dürfen, da das sein nur in Symbiose mit dem Ego ist, selbst bei Gurus und hohen Meistern, darüber reden, was uns gut tut und was unsere Grenzen sind. Erst mit kultureller Entwicklung konnten wir werden, wie wir sind. Vielleicht waren wir auch so, als Lemuria kein Traum war… wer weiß das schon? Präsent sein, präsent bleiben. Reflektierend auf diesem Weg. Wer aufgehört hat, Gott (in sich) zu suchen und angekommen ist, der kommt auch bei den Menschen in seinem Leben immer wieder an und bleibt bei sich. Genau dort, was die Seele zur Ruhe kommen läßt.
Und auch der Tod mit seinem Sterben ist etwas wundervolles. Eine barmherzige Sache. Auch er ist Teil unseres Lebens, der uns die Treue hält wie ein leiser Freund und kommt, wenn es Zeit ist, zu gehen. Warum sollte da ein Nichts kommen? Wie aus dem Körper natürlich Neues entsteht, wird es nie im Nicht enden. Weder für den Körper, noch die Seele.
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Katrin Hartung
09.01.2023
Diese Treue hier kommt mir falsch verstanden vor. Was, wenn wir für uns entscheiden, weil es sich richtig anfühlt, mit unserer Energie fokussiert bei dem einen Menschen zu bleiben, der auch körperlich mit uns verbunden ist. Das empfinde ich als Verschmelzung der Energien. - Wir dürfen keine Forderungen an unseren Partner stellen aber sollten und dürfen, da das sein nur in Symbiose mit dem Ego ist, selbst bei Gurus und hohen Meistern, darüber reden, was uns gut tut und was unsere Grenzen sind. Erst mit kultureller Entwicklung konnten wir werden, wie wir sind. Vielleicht waren wir auch so, als Lemuria kein Traum war… wer weiß das schon? Präsent sein, präsent bleiben. Reflektierend auf diesem Weg. Wer aufgehört hat, Gott (in sich) zu suchen und angekommen ist, der kommt auch bei den Menschen in seinem Leben immer wieder an und bleibt bei sich. Genau dort, was die Seele zur Ruhe kommen läßt.
Und auch der Tod mit seinem Sterben ist etwas wundervolles. Eine barmherzige Sache. Auch er ist Teil unseres Lebens, der uns die Treue hält wie ein leiser Freund und kommt, wenn es Zeit ist, zu gehen. Warum sollte da ein Nichts kommen? Wie aus dem Körper natürlich Neues entsteht, wird es nie im Nicht enden. Weder für den Körper, noch die Seele.
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