Günter Grass - Er wusste nicht, wer er ist


April 2015. Günter Grass ist tot. Im Focus steht ein Zitat aus einem Gedicht von ihm: 
"Mit einem Sack Nüsse will ich begraben sein und mit neuesten Zähnen. Wenn es dann kracht, wo ich liege, kann vermutet werden: Er ist das, immer noch er."

Wir sollen also noch selbst nach seinem Tod von "ihm" etwas denken. - so hofft Günter Grass. Da liegt "er" und beisst immer noch mit den Zähnen - ein Mahner, ein Denker, ein Poet. "ER". Der Grosse, der Bekannte, der Lebemann. So wollte er zeitlebens gesehen werden, so hofft er, dass man auch noch nach seinem Tod von ihm denkt. Ähnlich, wie Andreas Lupitz, der Todespilot, der mit 150 Passagieren mit einem Germanwings Flugzeug in einen Berg gerast ist. Er hat vor seinem Tod gesagt "Ich werde etwas tun, wo alle meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten." Genau die selbe Triebfeder, wie bei Günter Grass.
Auch Gunter Sachs, der Lebemann, der 2011 in den Freitod ging, weil bei ihm Alzheimer festgestellt wurde. Er schrieb in seinem Abschiedsbrief: "Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand" - Es gibt keine "Würde", ohne einen vorgestellten Fremdblick. Die "Würde" ist nichts anderes, als der Gedanken "Ich bin das, was ich denke, wie andere mich wahrnehmen."

 

SO sehen mich die Menschen, also BIN ich das, oder?

Günter Grass wusste nicht im Geringsten wer er ist. Sein "Ich", seine Identität bestand nur daraus, was andere  hoffentlich von ihm sagen oder denken. Es ging bei ihm nur ums "Gesehen-Werden". Wenn man ihn gefragt hätte, "wer bist du", dann hätte er wahrscheinlich gesagt: "Ein Mahner, ein Denker, ein Poet". SO sehen mich die Menschen, also BIN ich das, oder? Gedacht hätte er noch zusätzlich "Auch ein Literatur-Nobelpreisträger, aber das wirkt eingebildet, wenn ich das selber sage, ich warte lieber, dass die anderen das noch anfügen". Er wollte natürlich neben all den Eigenschaften noch als "Auf den Boden geblieben" und "bescheiden" wirken. SO sehen mich hoffentlich die Menschen, also BIN ich das, oder? 

Merken Sie es: Wenn man die Identität wirklich untersucht, dann geht es immer nur um das vorgestellte Bild, dass ich für die anderen abgeben will. Das IST meine Identität. Da ist nichts weiter.

Überprüfen Sie das, es stimmt wirklich. Schauen Sie einmal wirklich Ihre Gedanken an, wie oft Sie sich überlegen "Wie sehen die anderen mich ...?" (mein Chef, meine Kollegen, mein Nachbar, mein Partner, meine Kinder, meine Facebook-Leser, meine SMS Leser...) Es ist erschreckend!

Günter Grass glaubte das zu sein, wie er hoffte, wie andere ihn sehen. Daraus bestand seine ganze Identität.

Das ist bei Ihnen, lieber Leser, genau dasselbe. Sie wissen nicht im Geringsten, wer Sie wirklich sind. Deshalb bleibt Ihnen nur der Ausweg sich einzubilden, das zu sein, was Sie hoffen, das andere von Ihnen denken oder sagen. (Selbst über den Tod hinaus) Das halten Sie für sich selber. Wenn ich all das von Ihrer Identität wegnehme, was damit zu tun hat, wie andere Sie sehen sollen, dann bleibt das übrig:   Niemand!

Lesen Sie im Buch "Nichts muss sich ändern", wer Sie wirklich sind. Buch anschauen.

 

Letztes Update: 18. Feb 2016


Artikel kommentieren (Bitte vorher einloggen)
Zurück zur Übersicht spiritueller Blog